Jetzt ist er da, der Herbst. Man holt die dicken Jacken hervor, dreht im Haus die Heizung auf. Und die Spätsommertage unter warmer Sonne verblassen in der Erinnerung.
Damit verbunden ist ein Risiko, das in der Regel unbemerkt bleibt. Unser Körper benötigt nämlich Sonnenlicht für die Vitamin-D-Synthese. Nur unter Einwirkung von UVB-Strahlung kann unsere oberste Hautschicht das sogenannte „Sonnenvitamin“ bilden. Dabei wird Vitamin D3 in seine aktive Form Calcitriol umgewandelt, dessen Funktion im Körper der eines Hormons entspricht. Dieses scheint – neben seiner hinreichend belegten zentralen Rolle beim Erhalt der Knochengesundheit – für zahlreiche Körperfunktionen von Bedeutung zu sein. Eine Vielzahl von Studien deutet darauf hin, dass eine unzureichende Versorgung mit Vitamin D langfristig die Entstehung chronischer Erkrankungen (z. B. Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebs und Diabetes mellitus) fördern könnte. Folglich könnte eine angemessene Versorgung mit dem Vitamin zur Prävention dieser Krankheiten beitragen, was noch in weiteren Studien eingehend untersucht werden muss. Unter den Vitaminen nimmt also Vitamin D mit seiner Hormonähnlichen Wirkung eine Sonderstellung ein, zudem es – anders als die übrigen Vitamine – vom menschlichen Körper selbst gebildet werden kann. Alles, was dafür nötig ist, ist das Licht der Sonne.
Doch ist Sonnenlicht nicht gleich Sonnenlicht. Im Sommer reicht ein Aufenthalt von zehn Minuten in der Mittagssonne, damit genügend Vitamin D gebildet werden kann. Besser aber ist es, sich am Vor- oder Nachmittag an der Sonne aufzuhalten und die Mittagszeit im Schatten zu verbringen, um die Haut keiner zu starken Sonnenstrahlung auszusetzen. Im Winter jedoch ist die Sonneneinstrahlung für eine ausreichende Vitaminproduktion nicht intensiv genug. Zudem kann Vitamin D nicht allzu lange im Körper gespeichert werden: Ausgehend von hohen Blutwerten im September können diese bis zum Frühjahr auf ein Jahrestief abfallen. Wenn der Winter dann noch besonders lang und dunkel war, können die Werte sogar in einen kritischen Bereich fallen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass viele keine hohen Vitamin-D-Werte im Sommer erreichen, sei es durch lange Arbeitszeiten im Büro oder – vor allem bei Älteren – durch Einschränkungen in der Mobilität.
Wie kann man nun in der dunklen Jahreszeit einem Vitamin-D-Defizit vorbeugen, wenn Winterspaziergänge im Freien nicht reichen? Also vielleicht zusätzlich ins Sonnenstudio? Das ist leider auch keine Lösung, denn viele Solarien filtern die unter dem Verdacht der Krebserregung stehenden UVB-Strahlen aus den Lampen, so dass nur UVA übrig bleibt, das wiederum keinen Einfluss auf die Vitamin-D-Synthese nimmt. Eine Möglichkeit ist eine gezielte Ernährung, wobei jedoch nur wenige Lebensmittel das Vitamin in bedeutenden Mengen enthalten – dazu gehören insbesondere Fettfische und in deutlich geringerem Maße Leber, Margarine (mit Vitamin D angereichert), einige Pilze und Eigelb. Für diejenigen, die sich keinen „Sommerurlaub im Winter“ in südlichen Ländern leisten (können), kann eine Nahrungsergänzung mit Vitamin D in den empfohlenen Dosierungen durchaus sinnvoll sein.
Wir wünschen Ihnen einen „goldenen Herbst“ und bedanken uns für Ihr Interesse an diesem Newsletter.
Dr. Peter Engel
interner wissenschaftlicher Ausschuss GIVE e.V.
GIVE e.V. (Gesellschaft zur Information über Vitalstoffe und Ernährung) fördert seit der Gründung im Jahr 2007 aktiv das Wissen über Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Mikronährstoffe. In der Gesellschaft zur Information über Vitalstoffe und Ernährung e.V. engagieren sich führende Gesundheitsunternehmen für das Ziel, durch einen Transfer von wissenschaftlichen Informationen und Erfahrungen einen Beitrag zur Verbesserung der Versorgungssituation mit Mikronährstoffen zu leisten.