Die Menschen in den Industrienationen werden immer älter. Damit verschiebt sich auch der Begriff von „Alter“: Wer sich fünfzig Jahre alte oder noch frühere Familienphotos anschaut, wird feststellen, dass die meisten Menschen damals mit Eintritt ins Rentenalter zweifellos auch mehr oder weniger alt aussahen – in den meisten Fällen sicherlich älter als heutige Ruheständler. Die Menschen bleiben heutzutage offenbar auch länger gesund und fit. Dem entspricht auch das verbreitete Ideal eines aktiven Ruhestandes, in dem man zum Beispiel öfters auch Reisen und ähnliches unternimmt.
Diese Zielvorstellung setzt möglichst ungebrochene körperliche und geistige Gesundheit voraus. Wer auch im Alter fit bleiben möchte, kann dafür einiges tun – je früher, desto besser. Körperliche Betätigung beziehungsweise Sport gehört ebenso dazu, wie geistige und soziale Aktivitäten. Eine große und häufig unterschätzte Rolle spielt auch die Ernährung – nicht nur im Hinblick auf die Vermeidung von Übergewicht. Vor allem die Versorgung mit Mikronährstoffen wird häufig nicht beachtet.
Regelmäßig bescheinigt die Nationale Verzehrsstudie vom heutigen Max Rubner-Institut auch Vitamindefizite bei Senioren. Vor allem die Vitamine B12, D und Folsäure kommen häufig zu kurz. Die Ursachen dafür sind vielfältig: Einerseits ernähren sich viele Senioren einseitig und nehmen zu wenig frische Lebensmittel zu sich, andererseits nimmt der Appetit im Alter meistens ab, ebenso wie der Kalorienbedarf. Der Bedarf an Mikronährstoffen aber bleibt gleich oder wächst sogar. Vitamin B12 beispielsweise kann mit zunehmendem Alter immer schlechter aus der Nahrung aufgenommen werden, sollte also dementsprechend verstärkt zugeführt werden. Da ein Mangel an Vitamin B12 mit einem erhöhten Risiko für Demenz-Erkrankungen einhergeht, ist eine frühzeitige ausreichende Zufuhr umso wichtiger.
Ähnlich verhält es sich mit Vitamin D, das die Haut unter UV-B-Licht synthetisiert. Wer sich viel im Freien aufhält, wird naturgemäß besser mit Vitamin D versorgt sein, als ein wenig mobiler älterer Mensch oder ein Heimbewohner, der kaum noch an die Sonne kommt. Auch hier lässt die Fähigkeit der Haut zur Vitamin-D-Synthese mit zunehmendem Alter deutlich nach. Defizite sind allerdings in weiten Bevölkerungs- und Altersgruppen verbreitet; erst kürzlich hat die DGE den Wert der empfohlenen Tagesdosis für Vitamin D nach oben korrigiert. In Anbetracht der fundamentalen Bedeutung dieses Mikronährstoffes für den Calcium-Stoffwechsel liegt es auf der Hand, dass die ausreichende Zufuhr schon in frühen Lebensphasen erheblich zu stabilen Knochen und damit auch zur Mobilität im Alter beiträgt. Wer starke Knochen hat, wird auch Stürze eher unbeschadet überstehen und die damit häufig verbundenen schwerwiegenden Komplikationen vermeiden.
Ein ausgesprochener Mangel an Vitaminen und Spurenelementen ist in Mitteleuropa selten. Defizite durch andauernde unzureichende Zufuhr deutlich unterhalb der empfohlenen Sollwerte machen sich auch selten durch auffällige Symptome bemerkbar. Über die Jahre hinweg leidet die Gesundheit aber insgesamt und die typischen sogenannten Altersbeschwerden machen sich früher bemerkbar. Insofern ist die beste Altersvorsorge (neben ausreichend körperlicher Betätigung sowie einem aktiven Geist und der Pflege sozialer Kontakte) eine konsequent gesundheitsbewusste Ernährung, die den individuellen Bedürfnissen angepasst ist. Auch Nahrungsergänzungsmittel können sehr wirksam zu einer ausreichenden Mikronährstoffversorgung beitragen.
Wir hoffen, mit dieser Ausgabe des GIVE-Newsletters Ihr Interesse an diesem Thema geweckt zu haben und wünschen Ihnen in diesem Sinne spannende Lektüre.
Dr. med. Thomas Schettler
Humanmediziner, interner wissenschaftlicher Ausschuss GIVE e.V.