Arbeitsalltag und gutes – das heißt: gesundes – Essen vertragen sich selten. Kann man sein Frühstück noch einigermaßen selbst gestalten, so sieht es beim Mittagessen und am Nachmittag schon anders aus: In eine Kantine gehen nach Informationen der Deutschen Angestellten Krankenkasse DAK nur etwa ein Viertel der Erwerbstätigen, 40 Prozent nehmen ihr Mittagessen direkt am Arbeitsplatz zu sich und 10 Prozent verzichten ganz darauf.
Kein Wunder, wenn jeder vierte Deutsche sagt, er habe zu wenig Zeit zum Essen, wie eine repräsentative Erhebung des Instituts für Demoskopie Allensbach ergab. Der kürzlich auf der Grünen Woche in Berlin vorgestellten Studie zufolge würden sich sogar 85 Prozent der Befragten gern gesünder ernähren, wenn sie denn könnten.
Zu begrenzten Angeboten beziehungsweise Möglichkeiten kommen zäh sitzende Ernährungsgewohnheiten, denen gute Vorsätze im stressigen Alltag nur allzu leicht weichen. Unter dem ständigen Zeitdruck gibt es dann immer wieder Kaffee als Muntermacher und gegen das Magenknurren etwas Süßes oder einen Snack. Das ist wenig abwechslungsreich, fördert Übergewicht und gestörtes Essverhalten und hat Energiemangel, Leistungstiefs und fehlende Motivation zur Folge. Nach dem aktuellen Ernährungsbericht der DGE steigt zum Beispiel der Verzehr von frittierten und damit kalorienreichen Kartoffelerzeugnissen wie Pommes frites seit 1995 um 600 Gramm pro Kopf und Jahr. Dies führt zur Aufnahme von gesundheitsschädlichen gesättigten Fettsäuren. Zudem nimmt der Getreideverzehr langfristig ab und damit auch der Konsum von sättigenden Ballaststoffen, die die Energiezufuhr verringern. Auch der Zuckerverbrauch nimmt stetig zu, laut DGE seit 1995 um 400 Gramm pro Kopf und Jahr. Zu einem beträchtlichen Teil sind daran süße „Erfrischungs“-Getränke beteiligt und Snacks, wie sie gerne anstelle einer Zwischenmahlzeit genommen werden. Die Folgen sind unübersehbar: Normalgewichtige Männer sind dem Ernährungsbericht zufolge bereits ab 35 Jahren in der Minderheit, bei Frauen liegt die Grenze bei 55 Jahren.
Während Kalorien eher im Übermaß „genossen“ werden, fehlt es an Vitalstoffen: Ein Großteil der Bevölkerung nimmt deutlich zu wenig Vitamine und Mineralstoffe zu sich, wie sich in entsprechenden Untersuchungen immer wieder zeigt.
Dabei ist es gar nicht so schwierig, solchen Ernährungsfallen vorzubeugen – selbst bei einem stressigen Job. Mit etwas Übersicht und Disziplin kann man seine Mahlzeiten auch als Berufstätiger so gestalten, dass man kein schlechtes Gewissen haben muss: Immer etwas Obst und leichte Speisen wie z. B. Früchtejoghurts oder Salate und ein kritischer Blick auf versteckte Fette (z. B. in Soßen und Panaden) sind schon eine ganze Menge. Wenn es irgendwie geht, kann man sich auch am Abend vorher schon etwas Gesundes vorbereiten, wobei der Schwerpunkt auf pflanzlicher Kost liegen sollte.
Nahrungsergänzungsmittel können Versorgungslücken ausgleichen; eine ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung bietet allerdings die besten Voraussetzungen, um auch bei einem anstrengenden Job fit und gesund zu bleiben.
Ebba Loeck
Ernährungswissenschaftlerin
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Vorsitzende GIVE e.V.
GIVE e.V. (Gesellschaft zur Information über Vitalstoffe und Ernährung) fördert seit der Gründung im Jahr 2007 aktiv das Wissen über Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Mikronährstoffe. In der Gesellschaft zur Information über Vitalstoffe und Ernährung e.V. engagieren sich führende Gesundheitsunternehmen für das Ziel, durch einen Transfer von wissenschaftlichen Informationen und Erfahrungen einen Beitrag zur Verbesserung der Versorgungssituation mit Mikronährstoffen zu leisten.