Stuttgart, Februar 2020 – Deutschland ist kein Vitaminmangelland. Eine Unterversorgung beim gesunden Erwachsenen kommt äußerst selten vor.1 Generell können die Empfehlungen zur Vitaminaufnahme über eine gesunde und ausgewogene Ernährung gedeckt werden. Dennoch erfordern besondere Lebenssituationen oder -umstände ein spezielles Augenmerk auf bestimmte Nährstoffe.
Immer wieder betonen Fachgesellschaften, wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), dass in Deutschland eine Vitaminunterversorgung bei gesunden Erwachsenen sehr selten vorkommt. Eine auftretende Unterversorgung ist meist auf eine unzureichende Lebensmittelauswahl zurückzuführen. Auch wenn eine Aufnahme unterhalb der Referenzwerte nicht auf einen tatsächlichen Mangel schließen lässt, sollte eine Unterversorgung behoben werden, um das Risiko für Mangelerscheinungen gering zu halten.
Mikronährstoffe im Wachstum
Säuglinge bekommen über die Muttermilch oder Milchersatznahrung alle nötigen Nährstoffe, ausgenommen Vitamin K, Vitamin D und Fluorid. Daher erhalten Säuglinge bereits kurz nach der Geburt eine orale Vitamin-K-Prophylaxe, um schwere Folgen einer möglichen Vitamin-K-Mangelblutung zu vermeiden. Zusätzlich wird im ersten Lebensjahr die Gabe von Vitamin D (Rachitis-Prophylaxe) und Fluorid (Karies-Prophylaxe) empfohlen.
In ihrer Stellungnahme zur Vitaminversorgung erwähnt die DGE die teilweise unter den Referenzwerten liegenden Werte für die Aufnahme der Vitamine A, C und E bei Kindern.2 Eine gezielte Lebensmittelauswahl mit reichlich Obst und Gemüse kann helfen, die Aufnahmewerte bei Kindern zu steigern und einer möglichen Unterversorgung entgegenzuwirken.
Mitten im Leben
Mitten im Leben heißt häufig mitten im Alltagsstress zwischen Job, Familie und Haushalt. Zeit für eine gesunde und ausgewogene Ernährung bleibt dabei auf der Strecke. Schichtarbeit, Stress und Genussmittelkonsum beeinflussen das Ernährungsverhalten oftmals negativ, so dass eine einseitige Ernährung zu einer Unterversorgung verschiedener Nährstoffe führen kann. Vor allem die Schlafdauer und -qualität haben einen engen Zusammenhang mit dem Ernährungsverhalten. Unzureichender Schlaf oder auch schlechter Schlaf sind mit einem schlechten Essverhalten, höherer Kalorienaufnahme (meist durch häufiges Snacken) und Gewichtszunahme assoziiert.3 Schichtarbeiter oder Personen mit wenig / schlechtem Schlaf sollten also besonders auf ihre Ernährung achten.
Gesunde Senioren
Senioren unterliegen einem besonders hohen Risiko für eine Vitaminunterversorgung. Sowohl physiologische als auch psychologische Alterungsprozesse verringern die Aufnahme oder Bildung (Vitamin D) wichtiger Vitamine. Die Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg (KORA) untersuchte 1079 Männern und Frauen im Alter zwischen 65 und 93 Jahren mit Augenmerk auf die Blutwerte von Vitamin D, Folsäure, Vitamin B12 und Eisen. Das Ergebnis: mehr als die Hälfte der Teilnehmer (52 Prozent) erreichten Werte unterhalb des Grenzwertes für Vitamin D. Zudem lagen die Vitamin-B12-Werte von 27 Prozent der Teilnehmer unterhalb des Richtwertes, bei elf Prozent lag der Eisenwert unter dem Soll und knapp neun Prozent hatten zu wenig Folsäure im Blut.4 Eine gesunde Ernährung aus Lebensmitteln mit hoher Nährstoffdichte ist bei Senioren unerlässlich, um die Zufuhrempfehlungen zu erreichen. Zudem kann die Einnahme von Vitaminpräparaten die Versorgung mit Vitaminen und Mikronährstoffen verbessern.
Spezielle Lebenssituationen
Schwangerschaft und Stillzeit, Krankheiten, chronische Krankheiten oder Medikamenteneinnahme stellen besondere Lebenssituationen dar, in denen sich das Risiko für eine Vitaminunterversorgung negativ verändert. Sie beeinflussen den Bedarf und die Aufnahme verschiedener Nährstoffe. Zu einer Überwachung der Blutparameter wird daher geraten und gegebenenfalls sollten Vitamine über Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden.
[1] A. Bechthold, V. Albrecht, E. Leschik-Bonnet, H. Heseker, Referat Wissenschaft, Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V., Beurteilung der Vitaminversorgung in Deutschland, Teil 1: Daten zur Vitaminzufuhr, Ernährungs Umschau 6/2012
[2] A. Bechthold, V. Albrecht, E. Leschik-Bonnet, H. Heseker, Referat Wissenschaft, Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V., Beurteilung der Vitaminversorgung in Deutschland. Teil 2: Kritische Vitamine und Vitaminzufuhr in besonderen Lebenssituationen, Ernährungs Umschau 7/2012
[3] Chaput JP, Sleep patterns, diet quality and energy balance. Physiol Behav. 2014 Jul;134:86-91. doi: 10.1016/j.physbeh.2013.09.006.
[4] Bevölkerungsstudie KORA-Age: Ältere Menschen sind anfällig für Vitaminmangel, https://www.ernaehrungs-umschau.de/news/07-12-2017-aeltere-menschen-sind-anfaellig-fuer-vitaminmangel/, Abgerufen am 10.08.2019