Die Rolle der Ernährung in der sportmedizinischen Beratung
Am Universitätsklinikum Tübingen sind Sie stellvertretender ärztlicher Direktor der Abteilung Sportmedizin. Welche Rolle nimmt die Ernährung in der sportmedizinischen Betreuung und Beratung ein?
Am Uniklinikum haben wir häufig mit intensiv sporttreibenden Menschen zu tun. Also mit Leistungssportlern, Hochleistungssportlern und Spitzensportlern, die natürlich speziell auf ihre Ernährung achten müssen. Das gilt insbesondere dann, wenn es sich um Ausdauersportarten handelt, bei denen über längere Zeit unter hoher Belastungsintensität trainiert wird. Darüber hinaus ist auch die Ernährung während der Wettkampfvorbereitung nicht immer ganz einfach. Zudem werden Nahrungsmittel sehr unterschiedlich vertragen – auch dabei können wir den Sportlern eine Hilfeleistung geben.
Was empfehlen Sie Profisportlern, worauf sie bei ihrer Ernährung achten sollten?
Ich persönlich bin einer derjenigen, die nicht irgendwelche Extreme vertreten. Meiner Meinung nach ist es am sinnvollsten, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Das gilt für Leistungs- und Spitzensportler sowie für Breiten- und Freizeitsportler gleichermaßen. Man sollte weder in den Hunger hinein laufen, noch sollte man vor dem Training zu viel essen.
Gibt es Umstände, unter denen Sie Sportlern die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln empfehlen? Um welche Situationen handelt es sich?
Ja, es gibt beispielsweise Mikronährstoffe, die eine vorbeugende Wirkung gegen Infekte haben können. Daher halte ich es zumindest in den Wintermonaten für sinnvoll, bestimmte Nährstoffe zu supplementieren. Zum Anderen gibt es Situationen, in denen der Sportler einer hohen Belastungsintensität ausgesetzt ist – während Trainingslagern oder wenn viele Reisen und Turniere stattfinden. In diesen Phasen essen Sportler häufig sehr unregelmäßig. Bei Fußball-Profis ist das beispielsweise der Fall, wenn die Spiele erst spät abends beginnen. In solchen Situationen kann es durchaus sinnvoll sein, Nahrungsergänzungsmittel zu sich zu nehmen.
Welche Nährstoffe kommen dann zum Einsatz?
In Zeiten hoher Belastung kommen in erster Linie Makronährstoffe zum Einsatz. Kohlenhydrate und Proteine werden dann in einer ganz bestimmten Zusammensetzung und teilweise in konzentrierterer Form, als wir sie in Nahrungsmitteln finden, zugeführt. Bei den Mikronährstoffen spielen die Vitamine E und C sowie die Spurenelemente Zink und Selen eine Rolle, da ihnen eine prophylaktische Wirkung gegen Infekte zugeschrieben wird.