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Gefahr eines Vitamin-D-Mangels bei Kindern und Erwachsenen
Besonders bei Kindern treten die als Epilepsie zusammengefassten neurologischen Störungen auf, die mit den als Antiepileptika bekannten Medikamenten gut in den Griff zu bekommen sind. Allerdings wurde in zahlreichen Studien festgestellt, dass die Mittel bei Kindern einen Vitamin-D-Mangel auslösen können. Eine neue Untersuchung zeigt nun, dass dieses Defizit auch bei Erwachsenen auftreten kann.1 Eine Unterversorgung mit dem Vitamin kann schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Daher sind Routineuntersuchungen des Vitamin-D-Spiegels im Zuge einer Behandlung mit Antiepileptika ratsam.
In Deutschland sind rund eine halbe Million Menschen von der Nervenkrankheit Epilepsie betroffen, die besonders bei Kindern als eine der am häufigsten auftretenden neurologischen Störungen gilt.2 Bei Epilepsie handelt es sich um eine chronische, neurologische Störung, bei der unkontrollierte Nervenaktivitäten auftreten. Diese führen zu Krämpfen und stören die Signalübertragung zwischen den Synapsen sowie die Erregbarkeit der Neuronen.3 Behandelt wird die Nervenkrankheit bei 86 Prozent der Patienten mit einer Reihe von Medikamenten, die als Antiepileptika zusammengefasst werden.4
Antiepileptika können Vitamin-D-Mangel hervorrufen
Die Behandlung mit Antiepileptika hat jedoch eine Kehrseite. Zahlreiche Studien der letzten Jahre zeigten, dass beim Einsatz der Medikamente ein Vitamin-D-Mangel auftreten kann.5,6 Erklärt wird die Entstehung des Mangels damit, dass viele Antiepileptika bestimmte Enzyme aktivieren, die das Vitamin D im Körper weiterverarbeiten, wodurch dem Körper weniger des Vitamins zur Verfügung steht. Abgesehen davon scheint es weitere molekulare Mechanismen zu geben, über die Antiepileptika einen Vitamin-D-Mangel auslösen können, die aber noch nicht geklärt sind.6 Wie häufig ein Vitamin-D-Defizit durch den Einsatz von Antiepileptika auftritt, variiert zwischen den Studien, so hatten in einer früheren Untersuchung bis zu 75 Prozent der Kinder einen Mangel an Vitamin D.7 Bisher konnten in Untersuchungen eindeutige Ergebnisse zum Vitamin-D-Mangel durch Antiepileptika nur bei Kindern gewonnen werden. Doch nun zeigte eine neue Studie mit rund 600 an Epilepsie erkrankten Patienten, dass auch bei Erwachsenen ein Vitamin-D-Defizit durch bestimmte Antiepileptika hervorgerufen werden kann. In der vorliegenden Studie trat bei rund jedem zweiten Studienteilnehmer ein Mangel auf.1 Eine regelmäßige Untersuchung des Vitamin-D-Blutspiegels bei Epilepsiepatienten und gegebenenfalls der Einsatz von Supplementen wird von Experten dringend angeraten, um einem möglichen Defizit entgegenzuwirken.8
Mögliche Folgen des Mangels
Eine Unterversorgung mit Vitamin D kann der Knochengesundheit schaden, was zu Osteoporose1 und bei Kindern zu Wachstumsstörungen6 führen kann. Denn das Vitamin unterstützt unter anderem die Aufnahme des für den Knochenaufbau benötigten Calciums aus dem Blut. Aus weiteren Studien geht hervor, dass Epilepsiepatienten ein bis zu sechsmal höheres Risiko für Knochenbrüche gegenüber gesunden Menschen aufweisen9 und eine geringere Knochendichte konnte bereits im ersten Jahr der Therapie beobachtet werden.10
Unabhängig vom Vorliegen einer Epilepsie könnte ein Vitamin-D-Defizit an der Entstehung von Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose oder Rheumatische Arthritis beteiligt sein oder das Risiko für Diabetes und Herzkrankheiten erhöhen.1,11 Anhand der Folgeerkrankungen, die mit einem Vitamin-D-Mangel in Verbindung stehen, wird deutlich, wie wichtig eine regelmäßige Überprüfung des Vitamin-D-Levels bei Patienten mit Antiepileptikabehandlung ist.
Quellen:
1 Teagarden DL et al.; Low vitamin D levels are common in patients with epilepsy. Epilepsy Res. 2014 Oct;108(8):1352-6.
2 http://www.izepilepsie.de/home/showdoc,id,387,aid,4163.html; abgerufen am 19.01.2016
3 Folbergrová J, et al.; Mitochondrial dysfunction in epilepsy. Mitochondrion. 2012 Jan;12(1):35-40.
4 Sillanpää M, et al.; Predicting antiepileptic drug response in children with epilepsy. Expert Rev Neurother. 2011 Jun;11(6):877-85.
5 Cebeci AN et al.; Epilepsy treatment by sacrificing vitamin D.; Expert Rev Neurother. 2014 May;14(5):481-91.
6 Lee YJ et al.; Longitudinal Change of Vitamin D Status in Children With Epilepsy on Antiepileptic Drugs: Prevalence and Risk Factors. Pediatr Neurol. 2015 Feb;52(2):153-9.
7 Nettekoven S et al.; Effects of antiepileptic drug therapy on vitamin D status and biochemical markers of bone turnover in children with epilepsy. Eur J Pediatr. 2008 Dec;167(12):1369-77.
8 Holick MF et al.; Evaluation, treatment, and prevention of vitamin D deficiency: an Endocrine Society clinical practice guideline.; J Clin Endocrinol Metab. 2011 Jul;96(7):1911-30.
9 Nakken KO et al.; Bone loss associated with use of antiepileptic drugs.; Expert Opin Drug Saf. 2010 Jul;9(4):561-71.
10 Pack et al.; Bone health in young women with epilepsy after one year of antiepileptic drug monotherapy.; Neurology. 2008 Apr 29;70(18):1586-93.
11 Rosen CJ et al.; The nonskeletal effects of vitamin D: an Endocrine Society scientific statement.; Endocr Rev. 2012 Jun;33(3):456-92.