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Vitamine und Magnesium könnten der Sinnesstörung entgegen wirken
Wer kennt es nicht: In einem Gespräch mit älteren Menschen muss die Stimme schon mal gehoben werden. Denn altersbedingter Hörverlust ist die häufigste Sinnesstörung bei Senioren.1 Eine mögliche Ursache dafür ist die im Alter verminderte Schutzfunktion des Körpers vor aggressiven Nebenprodukten der Energiegewinnung in der Zelle. Eine neue Studie liefert Hinweise dafür, dass die Zufuhr von Vitamin C, β-Carotin sowie Magnesium das Risiko eines altersbedingten Hörverlustes reduzieren könnte.
40 Prozent der über 65-Jährigen leiden hierzulande bereits an altersbedingtem Hörverlust.2 In den nächsten Jahrzehnten ist mit einer deutlichen Zunahme der Fälle zu rechnen, und das nicht nur aufgrund der demografischen Entwicklung. Auch durch die zunehmend lautere Umwelt und den steigenden Musikgenuss über Kopfhörer wird diese Form des Hörverlusts immer mehr an Bedeutung gewinnen.3 Ein vermindertes Hörvermögen kann viele negative Folgen mit sich bringen: Neben einer beeinträchtigten Kommunikation mit den Mitmenschen, die im schlimmsten Fall zu sozialer Isolation führen kann, ist auch die finanzielle Belastung – etwa durch teure Hörgeräte – nicht zu unterschätzen.4 Um einem Hörverlust vorzubeugen sollten externe Lärmquellen vermieden werden und auch eine ausreichende Nährstoffzufuhr kann einen wertvollen Beitrag leisten.
Zelluläre Ursachen für altersbedingten Hörverlust
Bei altersbedingtem Hörverlust handelt es sich um einen fortschreitenden Prozess. Dieser beruht unter anderem auf der Bildung bestimmter Nebenprodukte der sogenannten Zellatmung in den Mitochondrien, den Kraftwerken der Zelle. Unter Zellatmung versteht man die Gewinnung von Energie aus Bestandteilen der Nahrung, wie zum Beispiel Zucker. Dieser Vorgang erhielt seinen Namen, da währenddessen Sauerstoff verbraucht wird. Bei der Reaktion mit Sauerstoff und anderen Molekülen können sogenannte freie Radikale entstehen. Darüber hinaus kann die Bildung der aggressiven Moleküle auch durch Umweltfaktoren wie bestimmte Strahlungsarten hervorgerufen werden. Normalerweise verfügen die Körperzellen über spezielle Enzyme, die in der Lage sind, diese freien Radikale unschädlich zu machen und somit die Zellen vor größeren Schäden zu schützen. Im Alter stehen dem Körper jedoch weniger dieser zellulären Wächter zur Verfügung. Infolgedessen können sich Schäden in den Mitochondrien ansammeln. Nehmen diese überhand, kann die Funktion der Mitochondrien beeinträchtigt werden und die Energiegewinnung in den Zellen kollabiert, bis diese schließlich sterben. Geschieht dies in den Zellen des Innenohrs, kann ein altersbedingter Hörverlust entstehen.5
Vitamine und Mineralstoffe gegen altersbedingten Hörverlust
In einer aktuellen Studie wurde der Zusammenhang zwischen einsetzendem Hörverlust und verschiedenen Vitalstoffen untersucht.6 In der Vergangenheit wurden in zahlreichen Studien die positiven Effekte von Antioxidantien – zu denen die Vitamine C und E, aber auch β-Carotin gehören – auf den Schutz der Zelle vor freien Radikalen gezeigt.7 Diese Vitalstoffe übernehmen auf molekularer Ebene die gleiche Funktion wie die beschriebenen Enzyme. Aber auch Mineralstoffe wie Magnesium können vor einem Hörverlust schützen.8,9 Die biochemischen Details der Wirkung von Magnesium hierbei sind jedoch bislang nicht entschlüsselt. Die vorliegende Studie ist nun die erste Humanstudie, die die gemeinsame Wirkung von Antioxidantien und Mineralstoffen auf die Leistungsfähigkeit bei Hörtests untersucht. Gerade durch die Kombination aus Vitamin C, β-Carotin und Magnesium konnte in diesen Tests eine synergistische Wirkung festgestellt werden. Dabei zeigte sich, dass eine höhere Dosis der eingenommenen Vitalstoffe zu einem effektiveren Schutz führte. Dieser Effekt war jedoch weniger stark ausgeprägt, wenn die Antioxidantien ausschließlich aus der Nahrung und nicht aus Supplementen aufgenommen wurden. Dies könnte aber auch auf eine nur ungenau umsetzbare Erfassung der Aufnahmemenge von Antioxidantien aus der Nahrung zurückzuführen sein.
Zusammengefasst lässt sich aus den Studienergebnissen ablesen, dass die Einnahme von Antioxidantien und Magnesium – sowohl einzeln als auch in Kombination – mit einem geringeren Risiko eines Hörverlustes in Verbindung stehen.6
Quellen:
1) Liu XZ et al.; Ageing and hearing loss.;J Pathol. 2007 Jan;211(2):188-97.
2) http://www.aerzteblatt.de/archiv/93893/Differenzialdiagnose-der-Schwerhoerigkeit; abgerufen am 26.11.2015.
3) Wallhagen MI et al.; An increasing prevalence of hearing impairment and associated risk factors over three decades of the Alameda County Study.; Am J Public Health. 1997 Mar;87(3):440-2.
4) Agrawal Y et al.; Prevalence of hearing loss and differences by demographic characteristics among US adults: data from the National Health and Nutrition Examination Survey, 1999-2004.; Arch Intern Med. 2008 Jul 28;168(14):1522-30.
5) Seidman MD; Effects of dietary restriction and antioxidants on presbyacusis.; Laryngoscope. 2000 May;110(5 Pt 1):727-38.
6) Choi YH et al.; Antioxidant vitamins and magnesium and the risk of hearing loss in the US general population.; Am J Clin Nutr. 2014 Jan;99(1):148-55.
7) Fujimoto C et al.; Oxidative stresses and mitochondrial dysfunction in age-related hearing loss.; Oxid Med Cell Longev. 2014;2014:582849.
8) Attias J et al.; Oral magnesium intake reduces permanent hearing loss induced by noise exposure.; Am J Otolaryngol. 1994 Jan-Feb;15(1):26-32.
9) Spankovich C et al.; Associations between diet and both high and low pure tone averages and transient evoked otoacoustic emissions in an older adult population-based study.; J Am Acad Audiol. 2011 Jan;22(1):49-58.