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Zusammenhänge zwischen ADHS, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren
ADHS ist eine der häufigsten kognitiven Beeinträchtigungen bei Kindern im Schulalter und bezeichnet als Akronym eine Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung. Die biochemischen Ursachen dafür sind sehr vielschichtig und noch nicht umfassend erforscht. Bekannt sind jedoch die Zusammenhänge zwischen ADHS und einem Mangel an Vitamin D sowie an Omega-3-Fettsäuren.
Wutentbrannt schmettert der Sohn den Ranzen in die Ecke: Er wolle nicht mehr in die Schule gehen, die Lehrer seien blöd und die anderen Kinder ärgerten ihn immer. Auf Hausaufgaben habe er keinen Bock, er wolle lieber spielen. Seine Mutter ist erschöpft: Ihr Sohn hat ADHS und tut sich schwer, längere Zeit still dazusitzen oder seine Hausaufgaben zu machen. Schnell lässt er sich ablenken. Nur beim Computerspielen, wenn er ständig mit neuen Reizen bombardiert wird, scheint er sich für eine längere Zeit konzentrieren zu können. Heute Abend hat die Mutter einen Termin beim Klassenlehrer. Der Sohn fällt nicht nur durch Unkonzentriertheit auf, sondern durch sein aggressives Verhalten, das er gleichermaßen gegenüber Schülern und Lehrern an den Tag legt.
Ursachen und Folgen von ADHS
Wie diesem Jungen geht es zwischen fünf und 15 Prozent der Kinder weltweit. ADHS ist die häufigste neuropsychiatrische Störung – sowohl in entwickelten Ländern als auch in der Dritten Welt.1 Einer der zentralen Botenstoffe im Zusammenhang mit ADHS ist das Serotonin. Der Stoff reichert sich in bestimmten Regionen des Gehirns an und reguliert das Sozialverhalten. Eine verminderte Bildung oder eine eingeschränkte Wirkung von Serotonin, ausgelöst durch eine Vielzahl von Ursachen, führen zu antisozialem Verhalten bis hin zu neuropsychiatrischen Störungen wie ADHS.2 Die Symptome und Auswirkungen sind vielfältig und reichen von Konzentrationsschwierigkeiten und Lernschwäche über verminderte sozial-emotionale Entwicklung bis hin zu impulsiv-aggressivem Verhalten.1
Vitamin D zur Bildung von Serotonin
Serotonin wird im Gehirn aus der Aminosäure Tryptophan gebildet. In diesem Prozess kommt dem Vitamin D eine regulierende Funktion zu.3 Zwei Drittel der amerikanischen Kinder verfügen nicht über das erforderliche Vitamin-D-Level. Denn weder die Aufnahme aus Lebensmitteln, wie Fisch oder Milchprodukten, noch die Eigenproduktion sind ausreichend. Vitamin D kann auch in der Haut mit Hilfe von UV-Strahlen synthetisiert werden. Diese werden aber durch den – aufgrund der dünnen Ozonschicht notwendigen – Einsatz von Sonnencreme geblockt.2 Kommt es zu einem Vitamin-D-Mangel, wird weniger Serotonin gebildet, was die typischen Symptome von ADHS zur Folge hat. Studien beschreiben die positiven Effekte einer Supplementation mit Vitamin D bei Kindern und Erwachsenen mit ADHS: Bei diesen Studien zeigte sich, dass Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität durch Vitamin-D-Supplementation verringert wurden. 4,5
Entfaltung der Serotoninwirkung dank Omega-3-Fettsäuren
Neben der Bildung des Serotonins spielt bei der Entstehung einer ADHS auch die Wirkung des Serotonins im Gehirn eine wichtige Rolle. Damit das Serotonin seine Funktion der Kommunikation zwischen Nervenzellen ausführen kann, sind bestimmte ungesättigte Fettsäuren, die Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) aus der Klasse der Omega-3-Fettsäuren erforderlich. Besonders Algen, Fische und Krill sind reich an EPA und DHA. Darüber hinaus ist der menschliche Organismus in der Lage, EPA und DHA aus α-Linolensäure zu bilden, das mit der Nahrung aufgenommen werden muss und in vielen Speisefetten und Ölen vorkommt.6 Eine aktuelle Studie beschreibt die Ergebnisse einer Supplementation von EPA und DHA bei Jungen mit ADHS im Alter von acht bis 14 Jahren. Die Studienergebnisse demonstrieren die Reduzierung von ADHS-ähnlichen Symptomen nach Supplementation mit den beiden Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA. Die Studie legt nahe, dass Omega-3-Supplementierung als effektive Ergänzung der pharmakologischen Behandlungen von ADHS in Betracht gezogen werden kann.7
Quellen:
1) Bener A. et al.; Higher Prevalence of Iron Deficiency as Strong Predictor of Attention Deficit Hyperactivity Disorder in Children; Annals of Medical and Health Sciences Research 2014; 4: 291-297
2) Patrick R. et al.; Vitamin D and the omega-3 fatty acids control serotonin synthesis and action, part 2: relevance for ADHD, bipolar, schizophrenia, and impulsive behavior; FASEB J. 2015; 29: 1-16
3) Patrick R. et al.; Vitamin D hormone regulates serotonin synthesis. Part 1: relevance for autism.; FASEB J. 2014; 28: 2398–2413
4) Rucklidge J. J. et al.; Vitamin-mineral treatment of attention-deficit hyperactivity disorder in adults: double-blind randomised placebocontrolled trial; Br. J. Psychiatry 2014; 204: 306-315
5) Rucklidge J. J. et al.; Moderators of treatment response in adults with ADHD treated with a vitamin-mineral supplement; Prog. Neuropsychopharmacol. Biol. Psychiatry 2014; 50: 163-171
6) Hawkey E. et al.; Omega-3 fatty acid and ADHD: Blood level analysis and metaanalytic extension of supplementation trials Clin Psychol Rev. 2014; 34(6): 496-505
7) Bos D. et al.; Reduced symptoms of inattention after Dietary Omega-3 Fatty Acid Supplementation in boys with and without Attention Deficit/Hyperactivity Disorder; Neuropsychopharmacology 2015; epub ahead of print