Einer aktuellen neuseeländischen Metaanalyse1 zufolge sind von Vitamin-D-Supplementen keine wesentlichen positiven Effekte auf die Gesundheit zu erwarten. Die Autoren haben die Ergebnisse von 40 verschiedenen Studien mit zusammen mehreren zehntausend Patienten ausgewertet, die seit 2009 veröffentlicht worden waren. Sie kommen dabei zu dem Schluss, dass gezielte Zufuhren von Vitamin D Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs und Knochenbrüche in der Gesamtbevölkerung nur in weniger als 15 Prozent der Fälle verhindern. Daraus leiten sie ab, dass der Sinn der Einnahme solcher Supplemente insgesamt in Frage zu stellen sei.
Die Gesellschaft zur Information über Mikronährstoffe und Ernährung, GIVE e.V., weist auf die methodischen Einschränkungen der Studie hin und hält deshalb eine differenzierte Betrachtung im Kontext zahlreicher weiterer Studien zu Vitamin D für sinnvoll.
- . Die Fragestellung der Metaanalyse zielt auf mögliche präventive Effekte von Vitamin D bei multifaktoriellen, chronischen Erkrankungen (wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs) ab, zu denen derzeit nur unzureichende Studiendaten vorliegen. Beim Erhalt der Knochengesundheit und der Prävention von Knochenbrüchen, bei denen der Nutzen von Vitamin D eindeutig belegt ist, wurden große Studien neueren Datums nicht berücksichtigt.
- Das Alter der Probanden liegt in fast allen Studien deutlich über 60 Jahren, in vielen auch über 80 Jahren. Menschen, die erst im fortgeschrittenen Alter eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D erhalten, haben unter Umständen zuvor jahrzehntelang mit einem sehr niedrigen Vitamin-D-Status gelebt und könnten damit die Grundlagen für später kaum noch korrigierbare Krankheitsrisiken gelegt haben. Dies wird in der Metaanalyse nicht berücksichtigt.
- Die Dauer der Supplementierung reicht in den zugrunde liegenden Studien von einem Monat bis zu sieben Jahren. Je kürzer die gezielte Zufuhr von Vitamin D ist, desto mehr fallen bei der Entstehung von Krankheiten andere Faktoren ins Gewicht, wie allgemeiner Gesundheitsstatus, Ernährung, Sport/Bewegung, Rauchen, Alkoholgenuss usw. Dies wird in der Metaanalyse nicht erfasst, beziehungsweise nicht unterschieden, ebenso wenig wie bei den älteren Menschen nach Heimbewohnern und selbständig Lebenden differenziert wird.
- Die Teilnehmenden der ausgewerteten Studien waren überwiegend (in vielen Fällen ausschließlich) Frauen. Die Metaanalyse unterscheidet in ihrer Auswertung und Schlussfolgerung nicht nach Frauen und Männern.
Vitamin D ist unverzichtbar für den menschlichen Organismus, vor allem für die Knochengesundheit. Die Mehrheit der mitteleuropäischen Bevölkerung ist unzureichend mit Vitamin D versorgt, d. h. sie weist Werte auf, die unterhalb der empfohlenen Blutkonzentrationen liegen. Ganz besonders gilt dies für ältere Menschen, die wegen nachlassender Mobilität, Heimaufenthalt und weiteren altersentsprechenden Umständen wenig Tageslicht ausgesetzt sind. Erst im vergangenen Jahr sind deshalb die offiziell empfohlenen Richtwerte für Vitamin D heraufgesetzt worden. Allerdings ist eine ausreichende Versorgung durch Sonnenlichtexposition der Haut nicht immer möglich und lässt mit zunehmendem Alter nach. Auch über die Nahrung lässt sich Vitamin D kaum in den erforderlichen Mengen zuführen, weshalb eine Nahrungsergänzung oftmals zu empfehlen ist.
Quelle:
1) Bolland M J et al.; The effect of vitamin D supplementation on skeletal, vascular, or cancer outcomes: a trial sequential meta-analysis; Lancet Diabetes Endocrinol, veröffentlicht online 24. Januar 2014; http://dx.doi.org/10.1016/S2213-8587(13)70212-2