Die Einnahme von Multivitaminpräparaten kann einer dänischen Beobachtungsstudie zufolge das Risiko für Fehlgeburten leicht erhöhen.1 Die Autoren befragten dazu fast 36.000 Frauen, die angaben, ob sie in einem Zeitraum von 12 Wochen vor der Empfängnis bis zur Frühschwangerschaft Nahrungsergänzungen verwendet hatten – entweder mit Multivitamintabletten oder mit Folatpräparaten. Dabei zeigte sich bei den Frauen, die Multivitamintabletten nahmen, eine leicht erhöhte Zahl von Fehlgeburten während der ersten 20 Schwangerschaftstage gegenüber denjenigen, die nicht supplementierten. In der darauf folgenden Zeit war die Zahl der Fehlgeburten in der Multivitamingruppe allerdings geringer; Folat hatte keinen Einfluss.
Die Gesellschaft zur Information über Vitalstoffe und Ernährung, GIVE e.V., weist darauf hin, dass die beobachteten Zusammenhänge keinerlei Belege für eine Ursache-Wirkungs-Beziehung liefern. So wurde im Rahmen der Studie nicht der Ernährungszustand der Mütter (z. B. die Blutkonzentrationen einzelner Vitamine) analysiert, und auch die Ernährung selbst wurde nur sehr ungenau erfasst.
Frauen mit Kinderwunsch wird mit gutem Grund empfohlen, ihre Mikronährstoffversorgung auf eine bevorstehende Schwangerschaft einzustellen und ggf. mit Multivitaminpräparaten zu verbessern, um dem Fötus optimale Bedingungen zur Entwicklung zu bieten. Bekannt ist die herausragende Rolle von Folat, das schwere Fehlbildungen verhindern kann. Aber auch viele andere Mikronährstoffe müssen in ausreichenden Mengen zugeführt werden, um eine ungestörte Entwicklung des Fötus zu gewährleisten. Vor allem die Vitamine, an denen es ohnehin vielen Menschen fehlt, wie Vitamin D und B12, sollten während des schnellen fetalen Wachstums in den ersten Schwangerschaftswochen unbedingt ausreichend zur Verfügung stehen.
Quelle:
1) Nohr EA et al.; Periconceptional intake of vitamins and fetal death: a cohort study on multivitamins and folate; Int J Epidemiol, 21. Jan 2014