Interview mit Dr. Ravin Jugdaohsingh, MRC Human Nutrition Research, Cambridge/England
Wie viel Silicium nimmt ein durchschnittlicher Erwachsener täglich zu sich?
Das hängt vom Alter und den Essgewohnheiten ab. In westlichen Ländern scheinen wir mit zunehmendem Alter auf Grund von Änderungen in unserer Ernährung weniger davon zu verzehren.
Durchschnittlich werden in einer Gruppe westlicher Erwachsener (bis zum Alter von etwa 40 Jahren) zwischen 25 und knapp 40 Milligramm pro Tag verzehrt, Personen von über 70 Jahren erhalten jedoch pro Tag höchstens gut 30 Milligramm.
Ein höherer Verzehr wird von Populationen berichtet, die einen höheren Anteil an Nahrungsmitteln auf pflanzlicher Basis zu sich nehmen. Die Aufnahme von Silicium hat im Laufe der Zeit auf Grund der Lebensmittelverarbeitung und -veredelung und der Trinkwasseraufbereitung abgenommen.
Welche Nahrungsmittel erhalten besonders viel Silicium?
Insbesondere Getreide und Getreideprodukte.
Cerealien wie Corn Flakes, Vollkornweizenkekse, Haferflocken und Ähnliches sowie Brot enthalten den höchsten Anteil an Silicium, der nur von getrockneten Früchten übertroffen wird.
Auch Reis, eine weitere Getreidepflanze, besitzt einen hohen Silicium-Anteil.
Früchte, mit Ausnahme von Bananen, enthalten nur durchschnittliche Mengen.
Bei den Gemüsen sind insbesondere Brechbohnen, Kenyabohnen und Spinat besonders reich an Silicium.
Dagegen verfügen Milch und Milchprodukte sowie Fleisch (ohne Innereien) und verarbeitetes Fleisch wie Würstchen über weniger Silicium.
Ist Mineralwasser empfehlenswert?
Das hängt vom einzelnen Mineralwasser ab. Mineralwasser in Flaschen, insbesondere aus vulkanischen Gegenden, enthalten naturgemäß höhere Anteile dieses Spurenelements als Wasser aus dem Wasserhahn oder gefiltertes Wasser in Flaschen. Auch Bier und Wein enthalten einen hohen Anteil. Bier wird aus Getreide hergestellt (Weizen oder Gerste) und enthält größere Mengen an Silicium – unabhängig vom Alkoholgehalt und dem geographischen Ursprung.
Bier enthält durchschnittlich dreieinhalb Mal mehr Silicium als Trinkwasser, Wein immerhin zweieinhalb Mal mehr. Bei einer durchschnittlichen Ration liefert Bier mit Abstand das meiste Silicium im Vergleich zu jedem anderen Lebensmittel.
Wie gut oder schlecht verwertet der Körper das Silicium aus diesen Quellen?
Hier gibt es Unterschiede. Silicium in Getränken wie Bier und Mineralwasser wird viel leichter verwertet; von Getränken wird in der Regel 50 – 60 Prozent des Siliciums absorbiert. Die Absorption aus festen Nahrungsmitteln wie Gemüse und Früchte ist geringer: 44 Prozent aus grünen Bohnen und weniger als 4 Prozent aus Silicium-reichen Bananen.
Die Unterschiede in der Absorption von Silicium hängen mit den verschiedenen Silicium-Arten in den Nahrungsmitteln und Getränken zusammen und damit, wie leicht diese in die einfache lösliche Art aufgespalten werden können, die im Magen-Darm-Trakt absorbiert wird.
Gibt es diese Unterschiede auch bei Silicium als Nahrungsergänzungsmittel?
Ja. Es gibt enorme Unterschiede bei der Verfügbarkeit von Silicium aus Nahrungsergänzungsmitteln, die von unter zwei Prozent (aus kolloidalen Silicium-Produkten) bis über sechzig Prozent (aus löslichen organischen Silicium-Produkten) reichen. Auch hier ist der Unterschied auf die verschiedenen Silicium-Arten in diesen Nahrungsergänzungsmitteln zurückzuführen. Silicium aus einfachen Silicium-Verbindungen steht leichter zur Verfügung und wird besser absorbiert als das aus komplexeren Verbindungen (z. B. Kolloide).