Schönheit interessiert eigentlich jeden Menschen, wie man sie genau definiert, ist sicherlich umstritten. Ein Fall für die Wissenschaft? Besser nicht – nachher gewinnt man noch objektive Einschätzungsmöglichkeiten, bei denen man gar nicht so gut abschneidet. Aber ein paar generelle überlegungen seien erlaubt: Schönheit erfasst man wohl mit den Augen, und wenn man von allen modischen Accessoires absieht, dann erblickt man bei einem Menschen eigentlich nur Haut, Haare und Nägel. Sind die voller Spannkraft, glänzend und glatt, dann assoziiert man damit allgemein Schönheit – Gesundheit übrigens auch.
Gut vernetzt
Wer ein bisschen tiefer in die Materie eindringt, wird schnell feststellen, dass für Haut, Haare und Nägel ein gemeinsames Element von hoher Bedeutung ist, das Silicium. Dieses essentielle Spurenelement ist allen Lebewesen gut vertraut, bestehen doch rund 26 Prozent der Erdkruste aus Silicium – und schöne Menschen machen wohl das Beste daraus. Man weiß, dass das Element eine wichtige Funktion für das Stütz- und Bindegewebe hat. Es ist in der Lage, Quervernetzungen einzugehen, wodurch die Stabilität und Belastbarkeit des Gewebes gefördert wird. Ein Silicium-Mangel wiederum führt zur Beeinträchtigung des Knochenaufbaus und der Struktur des Bindegewebes.
Als reines Element liegt Silicium in der Natur kaum vor, sondern als Verbindung. Siliciumdioxid ist Hauptbestandteil von Sand, Quarz und Kieselerde, dem Sediment von Meeresalgen und verwitterten Granitgesteins. Kieselsäure ist eine in Wasser gelöste Silicium-Quelle.
Berlin: Silicon City
Am 27. Januar 2011 trafen sich in Berlin führende Experten auf dem Gebiet der Silicium-Forschung zu einem wissenschaftlichen Austausch. „Wir wissen vieles, aber wir arbeiten noch daran, die Puzzleteile zu einem großen Ganzen zusammenzufügen.
Es ist faszinierend zu erkennen, an welchen wichtigen Prozessen im Organismus das Silicium beteiligt ist“, so Prof. Dr. Jürgen Vormann, Leiter des Instituts für Prävention und Ernährung, Ismaning.
Konsens herrscht darüber, dass wir dem Körper ständig Silicium zuführen müssen. Das geschieht über die Nahrung, und hier ist ein Vegetarier im Vorteil, sind Pflanzen doch eine wichtige Quelle. Einen hohen Gehalt haben insbesondere Vollkorngetreide (Cerealien), Blattgemüse oder grüne Bohnen. 20 – 50 Milligramm Silicium nimmt der Mensch gewöhnlich pro Tag auf, rund 200 Milligramm misst man bei Vegetariern. Auch Trinkwasser trägt wesentlich zur Versorgung bei. Besonders stark vertreten ist das wichtige Spurenelement im Bier. Diese Aussage wird man an den Stammtischen sehr gerne hören, allerdings trifft sie auch für die alkoholfreie Variante zu.
Frisch vom Fass
Nur rund 40 Prozent des Siliciums, das über die Nahrung zugeführt wird, verwertet der Körper aktiv. Nimmt man mehr auf, kommt dem Körper auch mehr zugute. Spezialist für die Bioverfügbarkeit und biologische Wirkung des Minerals ist Dr. Ravin Jugdaohsingh vom MRC Human Nutrition Research in Cambridge, England. Seine Messungen im Magen-Darm-Trakt, Blut und Urin ergeben interessante Aufschlüsse:
Silicium benötigt ein saures Milieu – also einen niedrigen pH-Wert im Magen, um gut verwertet zu werden. Wie viel der Körper aufnimmt, hängt auch von der Silicium-Verbindung ab, die mit den verschiedenen Nahrungsquellen stark variieren kann. Er berichtet auch davon, dass im Alter die Silicium-Zufuhr sinkt. Das läge, so der Ernährungswissenschaftler, wohl an einem eingeschränkten Nahrungsspektrum und an einer verminderten Säureproduktion im Magen. Männer nehmen mehr Silicium auf als Frauen, und das könne am Bier liegen. Auf diese Aussage von Dr. Jugdaohsingh werden sich gastwirtschaftliche Kreise gern beziehen.
Qualität aus der Kieselerde
Was aber genau bewirkt Silicium in unserem Körper, konkret bei Haaren, Haut und Nägeln? Im Rahmen der wissenschaftlichen Berliner Gesprächsrunde präsentierte Prof. Dr. Wolfgang Gehring, Direktor der Hautklinik am Klinikum der Stadt Karlsruhe, die Ergebnisse einer aktuellen halbjährigen Studie mit 79 Teilnehmern.
Sie alle hatten brüchige und spröde Haare. Die Probanden erhielten über diesen Zeitraum dreimal täglich Silicium in Form eines handelsüblichen Nahrungsergänzungsmittels mit jeweils 350 Milligramm des Wirkstoffs Kieselerde in Form einer Kapsel verabreicht. Untersucht wurde die Auswirkung der zusätzlichen Silicium-Versorgung auf die Haarqualität. Bereits nach drei Monaten hatte die Haardicke statistisch gesichert zugenommen, Messungen nach einem halben Jahr zeigten noch deutlichere Ergebnisse.
Die Studienteilnehmer selbst empfanden die Qualität ihrer Haare als klar verbessert.
Prof. Gehring: „Kieselerde hat sich zur Behandlung einer reduzierten Haarqualität als effektiv erwiesen.“ Auch schon vorher hatten verschiedene Untersuchungen gezeigt, dass ein Kieselsäuremangel die Brüchigkeit von Haaren und Nägeln erhöht, was durch eine zusätzliche Aufnahme von Kieselerde therapierbar war. Unter anderem dokumentiert eine Doppelblindstudie die Verbesserung der Haarstruktur und Haarfestigkeit bei Silicium-Supplementierung.
Offensichtlich fördert eine gute Verfügbarkeit des essentiellen Minerals die Kollagenbiosynthese, ein entscheidender Faktor für die Festigkeit des Bindegewebes – und gegen Haarspaltereien.
Die Milch macht´s nicht
An Silicium sollte es also nicht mangeln, wenn man Wert auf den guten Zustand von Haaren, Haut und Nägeln legt. Das sind die Schutzschilde des Körpers gegen die Einflüsse der Außenwelt. Es geht damit nicht nur um Schönheit, sondern auch um Gesundheit. Vieles spricht jedoch für einen weit verbreiteten Silicium-Mangel in der Bevölkerung. Nicht viele Menschen in Deutschland ernähren sich vegetarisch oder Obst und Gemüse kommen viel zu selten auf den Tisch – mit zunehmendem Alter wird oftmals die Situation schlechter. Man darf auch nicht vergessen, dass Milch, Milchprodukte und Fleisch sowie hochaufbereitete Backwaren keine nennenswerten Silicium-Quellen sind. Kieselerde-Präparate können hier leicht Abhilfe schaffen.
Verträglichkeitsprobleme sind nicht zu erwarten: Kieselerde, Kieselsäure und damit Silicium hat es sicherlich bei der Steinzeit-Ernährung in viel höherem und wohl ausreichendem Maße gegeben.
Die Silicium-Experten, die sich in der Bundeshauptstadt trafen, sind von der hohen Bedeutung einer sehr guten Versorgung mit dem Mineral für die Gesundheit überzeugt. Sie berichten dabei noch über ganz andere Einflüsse des Siliciums.
So beschreiben Studien bei zunehmender Silicium-Verfügbarkeit eine Erhöhung der Knochendichte, andere eine Erniedrigung des schädlichen Serum-Cholesterins und eine verbesserte Stabilität von Blutgefäßen als Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine höhere Silicium-Konzentration im Trinkwasser sei sogar mit einem geringeren Risiko verbunden, an Demenz zu erkranken.
Grund hierfür könnte sein, dass die Silicium-Verbindungen Schadstoffe im Magen-Darm-Trakt filtern und eliminieren.
Wenn man nun wieder auf die eingangs geführte Schönheitsdiskussion zurück kommt, könnte man folgern, dass biergeneigte Männer, die sich zudem vegetarisch ernähren (!), dem Schönheitsideal sehr nahe kommen. Das mag stimmen, wenn die Six-Packs die Bauchmuskeln formen und nicht den Bauch, und wenn es nicht stört, dass sie unter Umständen kaum noch Haare haben.