Eine Studie der Universität Barcelona hat gezeigt, dass eine an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und Polyphenolen reiche Kost die Produktion von Stammzellen im Gehirn anregt und die Ausbildung von Nervenzellen unterstützt. Die Forschergruppe fütterte Mäuse vierzig Tage lang – das entspricht etwa fünf Jahren beim Menschen – mit einer entsprechenden Diät und eine Kontrollgruppe mit einer normalen Labormäusediät. Die Mäuse, denen die Spezialnahrung vorgesetzt wurde, zeigten im Vergleich zur Kontrollgruppe mehr neu gebildete Zellen in den beiden Gehirnarealen, in denen Neurogenese (Bildung von Nervenzellen) stattfindet – im Hippocampus und im Riechkolben. Beide Regionen sind bei Alzheimerpatienten stark geschädigt, deshalb unterstützt der Befund auch die These, dass die Entwicklung dieser Krankheit durch eine an antioxidativen Polyphenolen und mehrfach ungesättigten Fettsäuren reiche Kost gebremst werden könnte. In einem weiteren Versuch wurde die Schutzwirkung einer solchen Diät gegen den Angriff freier Radikale an Zellkulturen untersucht, die zu diesem Zweck Wasserstoffperoxid ausgesetzt wurden. Auch hierbei zeigte sich, dass die vorbehandelten Zellen wesentlich widerstandsfähiger gegen oxidativen Stress waren als die Kontrollzellen. Polyphenole kommen in vielen Lebensmitteln pflanzlicher Herkunft vor, z. B. in Tee, Wein, Bier, Weintrauben, Olivenöl, Kakao, Nüssen und vielen anderen. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren finden sich vor allem in Seefisch, Soja, Sonnenblumenkernen und -öl sowie Kürbissen.
Fisch für gute Nerven
Die in fettem Seefisch vorkommenden Omega-3-Fettsäuren helfen Tieren offenbar, Ruhe zu bewahren und ihre Nerven nicht zu überlasten. Zu diesem Schluss kommt eine US-amerikanische Studie des National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism. Demnach sind niedrige Werte für Omega-3-Fettsäuren im Organismus mit Informationsverarbeitungsproblemen assoziiert, wie sie auch bei Patienten mit Schizophrenie, Morbus Huntington, Aufmerksamkeitsdefizitund Hyperaktivitäts- sowie anderen psychischen Störungen beobachtet werden. Im Rahmen ihrer Studie fütterten die Forscher Mäusen vier verschiedene Diäten, die gar keine oder unterschiedliche Mengen und Arten von Omega-3-Fettsäuren enthielten. Die Mäuse wurden dann einem Test unterzogen, mit dem üblicherweise die Funktionen des Nervensystems untersucht werden. Der besteht im Wesentlichen darin, die gesunden Tiere mit einem plötzlichen, lauten Geräusch zu erschrecken und ihre Reaktion darauf zu beobachten. In der Studie reagierten diejenigen Tiere deutlich weniger schreckhaft als die Kontrollgruppe, die mit ihrer Nahrung die Omega-3-Fettsäuren DHA (Docosahexaensäure) und EPA (Eicosapentaensäure) aufgenommen hatten. Die Kontrollgruppe hatte gar keine Omega-3-Fettsäuren erhalten. Auch die Verfütterung von alpha-Linolensäure, der Vorläufersubstanz für DHA und EPA, zeigte keinen beruhigenden Effekt. Damit haben sich DHA und EPA als besonders wirkungsvoll zur Unterstützung des Nervensystems erwiesen. Die Autoren der Studie folgern, dass schon geringe DHA-Defizite die Reizverarbeitung beeinträchtigen und den Organismus in ständige Alarmbereitschaft versetzen könnten. DHA macht rund neunzig Prozent der Omega-3-Fettsäuren im Gehirn und im gesamten Nervensystem des Menschen aus. In unserem Körper wird DHA aus alpha-Linolensäure umgewandelt, allerdings nur zu weniger als zehn Prozent. Deshalb wird DHA am besten direkt aufgenommen, zum Beispiel mit fischreicher Nahrung oder in Form von Supplementen.
Quelle:
Fedorova I et al.; Deficit in prepulse inhibition in mice caused by dietary Ω-3 fatty acid deficiency. Behavioral Neuroscience, 2009, 123(6):1218