Grundsätzlich benötigen ältere Menschen weniger Energie, und so ist auch ihr Speiseplan oftmals weniger reichhaltig – das heißt: weniger Kalorien, aber auch weniger Vitamine und weniger Mineralstoffe! Der Bedarf an Vitalstoffen verringert sich aber nicht, unter Umständen ist er sogar höher als bei jüngeren Menschen. So stellen Untersuchungen immer wieder Lücken bei der Vitaminund Mineralstoffversorgung bei Senioren fest. Sie erreichen zum Beispiel bei dem für die Knochengesundheit so wichtigen Vitamin D weniger als ein Drittel des DACH-Referenzwertes1. Für Vitamin C sieht es etwas besser aus, die entsprechende Quote liegt aber auch nur bei etwa 50 Prozent des DACH-Referenzwertes1.
Die Ursachen sind vielfältig und verstärken sich gegenseitig: Fertiggerichte oder warm gehaltenes „Essen auf Rädern“ ersetzen frische Mahlzeiten, Rohkost kann ein Problem für die „dritten Zähne“ sein. Wem der Weg zum nächsten Laden beschwerlich wird, der verzichtet eher auf häufige Einkäufe frischer Lebensmittel.
Lagern, kochen und warm halten führen unweigerlich zu Vitaminverlusten, denn diese Vitalstoffe sind häufig licht- und hitzeempfindlich. Zusätzlich können Medikamenteneinnahme oder Krankheiten die Aufnahme der Mikronährstoffe in den Körper behindern.
Chronische Erkrankungen oft mit Vitalstoffmangel verknüpft
Eine schlechte Versorgung wirkt sich zuerst auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität aus. In harmloseren Fällen kommt es meistens nur zu allgemeinen Beschwerden, wie Schwäche, Müdigkeit oder Antriebslosigkeit. Sie werden oft gar nicht als Folge einer unzureichenden Ernährung erkannt, sind aber deswegen nicht weniger unangenehm und senken die Lebensqualität. In gravierenden Fällen folgen dann Störungen wichtiger Organfunktionen, eine erhöhte Infektanfälligkeit, verlangsamte Wundheilung und verzögerte Genesung bei Krankheiten. In seltenen Fällen kann es sogar zu echten Mangelkrankheiten kommen.
Besonders kritisch ist zum Beispiel die Versorgung mit Vitamin B12, das bei Senioren häufig nur schlecht vom Körper aufgenommen wird. Bei einer Gastritis, wie sie bei älteren Menschen verbreitet ist, wird dieser Vitalstoff sehr schlecht verwertet. Vitamin B12 ist wichtig für die Zellteilung, die Blutbildung und das Nervensystem. Vitamin-B12-Mangel führt unter anderem zu erhöhter Infektanfälligkeit, Müdigkeit und Schwäche, kann aber auch Angst und Depressionen auslösen. Ein fortgeschrittener Vitamin-B12-Mangel drückt sich in einer speziellen Form der Blutarmut (Anämie) aus. Spätestens in diesem Stadium muss mit hochdosierten Vitamin-B12-Gaben behandelt werden.
Verbreitet, aber nicht unvermeidlich: Makuladegeneration
Auch eine spezielle Form der fortschreitenden Alterserblindung, die Makuladegeneration, ist vom Ernährungsstatus abhängig. An dieser Krankheit, bei der Netzhautzellen schlimmstenfalls bis zur Erblindung absterben, leiden in Deutschland über eine Million Menschen, unter den über 80-Jährigen ist jeder Dritte betroffen. Einer US-amerikanischen Studie zufolge konnte die Makuladegeneration durch zusätzliche Gaben des Vitalstoffes Lutein (in grünen Blattgemüsen enthalten) zusammen mit den Vitaminen A, C und E teilweise rückgängig gemacht werden2.
Die moderne Medizin und verbesserte Lebensbedingungen schenken uns mehr Lebensjahre – es liegt allerdings auch an uns, wie wir sie verbringen. Neben regelmäßigem Training für Körper und Geist hilft eine gesunde Ernährung, die bedarfsgerecht mit Vitalstoffen ergänzt werden sollte, Gesundheit und Lebensqualität zu erhalten.
Quelle:
1) Paderborner Altenheimstudie, Schmid und Heseker 2001
2) Optometry – The Journal of the American Optometric Association, April 2004