Klar, Vitamine und Mineralstoffe sind gesund. Oder sind sie es nicht? Obwohl die Antwort auf diese Frage offensichtlich erscheint, beschäftigt sie immer wieder die Medien und damit auch viele Verbraucher. Schon gelten sie bei einigen als schädlich, ja sogar tödlich. Doch das Gegenteil ist der Fall: Vitalstoffe, das heißt vor allem Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, sind Stoffe, die der menschliche Körper nicht selbst bilden kann, die er aber unbedingt benötigt. Deshalb müssen sie regelmäßig mit der Nahrung zugeführt werden. Auch Ballaststoffe und Fettsäuren zählen zu den Vitalstoffen, ebenso wie Aminosäuren und so genannte sekundäre Pflanzenstoffe. Im menschlichen Organismus wirken die meisten Vitalstoffe, vereinfacht gesagt, wie “Schmiermittel” für Stoffwechselvorgänge oder wie Katalysatoren. Wenn es an ihnen mangelt, geraten viele biochemische Vorgänge ins Stocken. Nur eine ausgewogene Zufuhr dieser Substanzen gewährleistet also, dass der Mensch gesund bleibt und der Körper nicht vorzeitig verschleißt.
Fehlen die Vitalstoffe, wird der Mensch krank – eine Erfahrung, die vielen im Laufe der Geschichte nicht erspart geblieben ist. Am bekanntesten ist wohl die Vitamin C-Mangelkrankheit Skorbut, früher eine gefürchtete Geißel der Seefahrer. Wochenlang auf hoher See, hatten die Schiffsmannschaften keinen Zugang zu frischer Nahrung, vor allem nicht zu Gemüse oder Obst. Die einseitige Ernährung führte mit der Zeit zu ausgeprägten Mangelerscheinungen bis hin zu Herzschwäche, die schließlich zum Tod führen konnte. Erst Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Wirkung von Zitrusfrüchten zur Vorbeugung der Erkrankung bekannt.
Am Beispiel des Vitamin C zeigt sich also schon, wer vor allem von Vitalstoffmangel bedroht ist: Menschen, die sich einseitig ernähren oder deren Lebensweise besondere Stoffwechselbelastungen mit sich bringt, wie etwa Raucher. Es liegt auf der Hand, dass Sportler allein schon durch erhöhte Transpiration mehr Mineralstoffe verlieren, was dann über die Nahrung wieder ausgeglichen werden muss. Auch chronisch Kranke, zum Beispiel Diabetiker oder Patienten mit Darmerkrankungen, haben einen anderen Bedarf an Vitalstoffen als Gesunde. Ebenso benötigen Menschen, die über längere Zeit bestimmte Medikamente einnehmen, oft mehr Vitamine oder Mineralstoffe, weil die Medikamente die Aufnahme verschiedener Substanzen hemmen oder blockieren können. Selbst Gesunde sind häufig nicht optimal mit Vitalstoffen versorgt, auch dann, wenn sie sich im Großen und Ganzen ausgewogen ernähren. Mangelerscheinungen treten dabei nicht plötzlich oder so dramatisch auf, wie im Falle des Skorbuts. Beispiel Spurenelemente: Diese Mineralstoffe, die weniger als ein Hundertstel des Körpergewichts ausmachen, sind teilweise weit unterhalb ihres optimalen Wertes in der Nahrung enthalten. Das muss aber nicht gleich auffallen, vor allem, wenn es verbreitet vorkommt und damit die Norm definiert. Jod ist ein solcher Fall – in ganz Deutschland gilt die Bevölkerung als nicht optimal versorgt, ohne dass deshalb von einem Jodmangel gesprochen wird. Der äußert sich im bekannten Kropf, einer auffälligen, massiven Vergrößerung der Schilddrüse, die heutzutage glücklicherweise seltener geworden ist. Trotzdem haben bis zur Hälfte aller Frauen und immer noch fast jeder fünfte Mann in Deutschland eine vergrößerte Schilddrüse. Ausreichende Jodzufuhr könnte hier Abhilfe schaffen.
Was ausreichend ist und welches Maß man bei der Vitalstoffaufnahme als ausgewogen bezeichnen kann, lässt sich nicht ohne weiteres festlegen. Es gibt Empfehlungen verschiedener Organisationen, zum Beispiel der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), die als Richtwert für Gesunde gelten können. Viele Vitaminforscher halten diese Zahlen allerdings für fragwürdig, weil der optimale Wert von sehr vielen Faktoren abhängt und deshalb von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich ist. Nicht nur einseitige Ernährung, auch Umweltbelastungen und Stress haben entscheidenden Einfluss auf den individuellen Bedarf. Nahrungsergänzungsmittel können zwar eine ausgewogene Ernährung nicht ersetzen, sie können aber dazu beitragen, Vitalstoffdefizite auszugleichen.