Über Risiken im Zusammenhang mit der Einnahme von Vitaminen wird immer wieder berichtet, zuweilen mit der Schlussfolgerung, dass dadurch mehr Schaden als Nutzen entstünde. Erst kürzlich ging der „Spiegel“ auf die Physicians‘ Health Study II1 und die SELECT-Studie2 ein. Ersterer zufolge haben Multivitaminpräparate auch bei langjähriger Einnahme praktisch keinen Einfluss auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Studie wurde als Beleg für einen vermeintlich fehlenden Nutzen von Vitaminsupplementen angeführt, dabei blieb aber unerwähnt, dass sich bei den Teilnehmern dieser Studie das Risiko für verschiedene Krebserkrankungen verringerte.
Die SELECT-Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Vitamin E, Selen und dem Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken. Dabei zeigte sich ein leicht erhöhtes Risiko für Männer, die nur Vitamin E eingenommen hatten. Dieses Ergebnis muss im Detail betrachtet werden: Es beruht auf einer statistischen Analyse nach dem Abbruch der Untersuchung, die auch die Daten aller nachverfolgten Teilnehmer einbezog. Diese hatten aber seitdem knapp drei Jahre lang kein Vitamin E mehr eingenommen. Ein erhöhtes Krebsrisiko kann also nicht auf Vitamin E zurückgeführt werden. Andere Einflüsse, die dafür verantwortlich sein könnten, wurden allerdings nicht untersucht.
Quellen:
1) Sesso HD et al.; Multivitamins in the prevention of cardiovascular disease in men:
the Physicians‘ Health Study II randomized controlled trial, JAMA, 2012 Nov
7;308(17):1751-60. doi: 10.1001/jama.2012.14805
2) Klein EA et al.; Vitamin E and the Risk of Prostate Cancer, The Selenium and Vitamin E
Cancer Prevention Trial (SELECT), JAMA, October 12, 2011, Vol 306, No. 14